I. Tagung für Praktische Philosophie
3. & 4. Oktober 2013
Plenarvortrag
Donnerstag, 3. Oktober 2013 |
Peter Koller (Graz)
Ideale und Nicht-Ideale Moral Abstract: Der Vortrag will den Zweck und Nutzen der – auf Rawls zurückge - henden – Unterscheidung zwischen idealer und nicht-idealer Mo - ral(theorie) einerseits sowie die Hauptprobleme und Aufgaben einer nicht-idealen Moral(theorie) andererseits beleuchten. Zu diesem Zweck wird nach einer einleitenden Charakterisierung der allgemei - nen Merkmale moralischer Standards zuerst gezeigt, dass so gut wie alle Moraltheorien, die auf die Begründung solcher Standards zielen, von bestimmten idealisierenden oder fiktiven Annahmen Gebrauch machen, um zum einen die Begründung zu vereinfachen und zum anderen die Unparteilichkeit moralischen Erwägens zu modellieren. Diese Annahmen, zu denen insbesondere die der gleichen Rationali - tät der Parteien des moralischen Diskurses und die der allgemeinen Befolgung der übereinstimmend akzeptierten moralischen Normen gehören, ermöglicht es, eine ideale Moral zu konstruieren, die das Ideal einer moralisch perfekten Welt ausbuchstabiert. Um eine sol - che ideale Moral auf die soziale Realität anwenden zu können, die von jenen idealisierenden Annahmen ja stets mehr oder minder ab - weicht, braucht es eine nicht-ideale Moral(theorie), für die sich nach Ansicht des Vortragenden vor allem zwei Probleme der moralischen Unvollkommenheit stellen: erstens der Dissens über allgemein zu - stimmungsfähige moralische Standards und zweitens die Nichtbe - folgung akzeptierter moralischer Standards. Aus diesen Problemen ergeben sich für eine nicht-ideale Moral(theorie) zwei Aufgaben, die sich aber nicht leicht in Einklang bringen lassen: einerseits die Verän - derung der moralisch imperfekten Realität in Richtung auf das Ideal einer moralisch besseren Welt (moralische Verbesserung), und zum anderen die Anpassung der idealen moralischen Standards an die je - weils bestehenden Situationen moralischer Unvollkommenheit, um es den Beteiligten möglich zu machen, mit diesen Situationen in mo - ralisch verantwortlicher Weise umzugehen (moralische Anpassung). Bio: Seit 1991 ist Peter Koller Universitätsprofessor für Rechtsphilosophie, Rechtstheorie und Rechtssoziologie an der Rechtswissenschaftlichen Fakultät der Karl-Franzens-Universität Graz. Zahlreiche Gastprofessuren führten ihn unter anderem an die University of Minnesota, die Rutgers University in New Jersey und die Ludwig-Maximilians-Universität München. Koller ist Mitglied des Beirats der Deutschen Gesellschaft zur Erforschung des Politischen Denkens (DGEPD). |